Griechenland: Aus der Krise gelernt

Als im Jahr 2010 die ersten Meldungen laut wurden, dass Griechenland seine Schulden nicht mehr bezahlen konnte, stellte das die Europäische Union vor eine ihrer größten Zerreißproben. Um die Zahlungsfähigkeit zu bewahren, gewährten die EU und der Internationale Währungsfonds dem Land insgesamt knapp 300 Milliarden Euro in Form von Rettungspaketen. Hätte Griechenland die Euro-Zone damals verlassen, wie es Wolfgang Schäuble vorgeschlagen hatte, wäre das südeuropäische Land zum Pulverfass geworden. China und Russland hätten sich die Hände gerieben und das Einfallstor nach Europa untereinander aufgeteilt. Und innere Unruhen ob des wirtschaftlichen Zusammenbruchs und der drohenden Staatspleite hätten das Land ins Chaos gestürzt. Aber trotz Zündlern, wie dem ehemaligen griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis, konnte man sich auf einen harten Austeritätskurs einigen. Die Griechen mussten dafür einen hohen Preis bezahlen: Das Einkommen schrumpfte um ein Drittel, die Wirtschaft um mehr als ein Viertel und die Arbeitslosigkeit knackte die 30-Prozent-Marke. Aber die Sparmaßnahmen haben sich gelohnt. Seit 2022 steht Griechenland nicht mehr unter der EU-Finanzaufsicht und gehört heute zu den Wachstumsregionen Europas. Während die Schuldenquote und Arbeitslosigkeit gesunken sind, hat sich die Wettbewerbsfähigkeit der hellenischen Republik erheblich erhöht. Das Wort Krise stammt ursprünglich vom altgriechischen „krisis“, was mit „Entscheidung“ übersetzt wird – und davon haben haben die Menschen im Land der antiken Philosophen die Richtigen getroffen.

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